Bergarbeitermuseum

Bergarbeitermuseum Musée Les Mineurs Wendel

Mit original erhaltenen Räumen der Bergwerksdirektion und typische Bergbauberufe über- und untertage
Musée Les Mineurs Wendel

Seit Juli 2012 zeigt das nebenan gelegene Bergarbeitermuseum „Musée Les Mineurs Wendel“ auf 1.800 m² in original erhaltenen Räumen der Bergwerksdirektion mehr als 160 Objekte und Modelle, 25 Audio- und Video-Dokumente sowie zahllose Fotos, die das Alltagsleben der Bergleute und ihrer Familien, die Sozialpolitik der Minengesellschaften sowie typische Bergbauberufe über- und untertage dokumentieren.

Das Bergarbeitergebäude

Das Musée Les Mineurs Wendel wurde im „Bergarbeitergebäude“ mit einer Fläche von fast 1.800 m² untergebracht. Im Verlauf seines Arbeitstages musste jeder Bergmann hier einmal vorbeikommen. Hier befanden sich zu Zeiten des Betriebs der Grube Wendel von 1865 bis 1986 die Einrichtungen für die Mitarbeiter und den reibungslosen Ablauf der Bewirtschaftung: die Lohnhalle, die Büros, die Waschkauen und der „Saal der Gehängten“ (Umkleide), die Grubenwarte, die Lampenstube und die Gewerkschaftsräume.

Der älteste Teil des Gebäudes stammt aus dem Jahr 1866. Erst 1977 wurde es vergrößert und modernisiert. Die Räume wurden im Zustand ihrer ursprünglichen Nutzung belassen und beherbergen heute die Ausstellungen zum Ursprung der Kohle und zur Geschichte ihrer Förderung in Lothringen, zum täglichen Leben der Bergleute, zur Sozialpolitik der Bergbauunternehmen sowie zu den Bergbauberufen. Geschichte und Funktion der Räume erschließen sich dem Besucher bei einem Rundgang durch die Ausstellungsbereiche mit dreisprachigen Multimedia-Dokumenten und Schautafeln (Französisch, Deutsch, Englisch). Bei diesem Rundgang erlebt man die Atmosphäre der Räume und fühlt sich wie einer der Bergleute, die sie mehr als hundert Jahre lang genutzt haben.

Der Getränkeautomat, die Heizanlage der Waschkauen, die Ladebanken für die Lampen, die Krankenstation, der Markscheiderraum, die Aufbewahrungseinrichtungen für Fahrmarken und Bergeisen, die Lampenwerkstatt, der Raum zur Aufbewahrung der Marken, die Lohnhalle, der Gang, die Umkleide der Steiger, die Duschen und die Lampenstube – sie alle verraten dem Besucher ihre kleinen und großen Geheimnisse.

Ausstellungsbereich 1

Die Räume des Bergarbeitergebäudes wurden im Zustand ihrer ursprünglichen Nutzung belassen und beherbergen heute die Ausstellungsbereiche zum Ursprung der Kohle und zur Geschichte ihrer Förderung in Lothringen, zum täglichen Leben der Bergleute, zur Sozialpolitik der Bergbauunternehmen sowie zu den Bergbauberufen. Diese Themen werden den Besuchern mittels Maschinen, Werkzeugen, Alltagsobjekten, Filmen, Tonaufnahmen von Zeitzeugenberichten und Dokumenten in genau den Räumen nähergebracht, die früher von Tausenden von Bergleuten der Grube Wendel genutzt wurden. Das schwarze Ausstellungsmobiliar wurde für die Ausstellungsobjekte maßgefertigt und bildet einen durchgängigen Präsentationsrahmen von der Lohnhalle bis hin zur Lampenstube.

Der Ursprung der Kohle und ihre Förderung
Das sind die zentralen Themen in der Lohnhalle. Den Besuchern bietet sich zunächst der Anblick eines riesigen Kohleblocks aus La Houve, der letzten französischen Kohlegrube, die 2004 geschlossen wurde. Als Nächstes erfährt man durch Fossilien und eine eindrucksvolle Nachbildung des Waldes aus dem Karbonzeitalter mehr über die Pflanzen und Bäume, aus denen vor 250 bis 300 Millionen Jahren die Kohle in Lothringen entstanden ist. Die Entstehung der Kohle in Lothringen wird anschließend in einer völlig neuartigen Animation erklärt und zeitlich zugeordnet. Anhand verschiedener Bohrkerne wird dargestellt, wo Kohle gefunden wurde und welche anderen Gesteinsschichten durchquert werden mussten, um sie zu erschließen. Ein Schaukasten mit Produkten aus Kokereien und der karbochemischen Industrie (Koks, Dünger, Grafit, ...) informiert über Verwertung und Verwendung der Kohle.

Die Blütezeit der Kohle in Lothringen
Im Bergmannsgang wird die Blütezeit der Kohle in Lothringen von 1817 bis 2004 vorgestellt. Hier wird beschrieben, wie das Kohlevorkommen zunächst im Saarland erkannt und erschlossen wurde, bevor in den 1830er Jahren der Abbau auf französischem Boden begann. Am Anfang des Gangs werden auch die damals zunächst von den Bergbauingenieuren und der Bohrmannschaft eingesetzten Werkzeuge (Kompass, Lünette, dampfgetriebenes Bohrgerät, ...) vorgestellt.

Das „Platt“, die Sprache der Bergleute, aber auch ganzer Bevölkerungsteile im Moselgebiet, wird ebenfalls thematisiert. Im weiteren Verlauf des Gangs folgt eine Darstellung der „Bataille du charbon“ – Schlacht um die Kohle – zur Erläuterung der entscheidenden Bedeutung des Jahres 1946 für die Entwicklung des lothringischen Kohlebeckens. Anschließend wird die Kohle im Rahmen des Entstehens der EGKS und der industriellen Entwicklung Lothringens betrachtet: Ein Schaukasten und ein Film beleuchten die zentrale Bedeutung, die sie gemeinsam mit dem Eisenerz und der Stahlindustrie für den industriellen Aufstieg der Region einnahm. Der Rundgang wird mit der Vorstellung der Familie Wendel fortgeführt, die den industriellen Abbau der Kohle in die Wege geleitet und so eine wichtige Rolle bei der industriellen Entwicklung der Region gespielt hat. Weiter geht es mit einer Betrachtung der Einwanderung im lothringischen Kohlebecken. Viele der Arbeiter in den Kohlegruben stammten aus anderen Ländern, was eine große kulturelle Vielfalt in dieser Region zur Folge hatte. Den Abschluss bildet eine Betrachtung des Rückbaus der Bergwerke, vom Heraufziehen des letzten Grubenwagens bis hin zu unterschiedlichen neuen Nutzungsmöglichkeiten der Industriebrachen.

Ausstellungsbereich 2

Das Alltagsleben der Bergleute Im ehemaligen Umkleideraum der Steiger wird das Alltagsleben der Bergleute vorgestellt. Hier wird anhand von Objekten und Fotografien der typische Tagesablauf eines Bergmannes gezeigt, der vom Arbeitsrhythmus bestimmt wurde. Das Alltagsleben wurde thematisch in die Bereiche „Körperreinigung“, „Ernährung“, „Gemeinschaft“ und „Erholung“ aufgeteilt. Zur Körperhygiene werden verschiedene Gerätschaften ausgestellt, ein Waschzuber und eine Heißwasserdusche. Den Bereich Nahrung illustrieren unterschiedliche Arten von Kochherden (mit Kohle und elektrisch), Gartenwerkzeuge und Objekte, die aus dem Besitz der SAMER (Bergwerkskooperative) stammen. Der Themenbereich Gemeinschaft widmet sich den Freizeitbeschäftigungen der Bergleute und den Orten, wo sie sich trafen. Gezeigt werden eine Bartheke, ein Kegelspiel, eine Vereinigungsfahne und auch ein Plattenspieler. Ein lothringisches Bett ruft die Erholung des Bergmannes in Erinnerung. Auch das Wohnumfeld des Bergmanns wird nicht vergessen: Gezeigt werden ein großes Modell, Archivaufnahmen, Wohnungspläne und Fotografien von Bergarbeitersiedlungen im gesamten lothringischen Kohlebecken.

Die Bergbauberufe
Es gibt fast 700 Berufe im Kohlebergbau. Jeder Mitarbeiter in einer Mine übt einen genau definierten Beruf aus und ist so ein unverzichtbares Glied in der Kette der Kohleförderung. Naturgemäß war es nicht möglich, alle diese Berufe vorzustellen. Aus diesem Grund wurden 11 grundlegende und derzeit als repräsentativ erachtete Berufe ausgewählt, die anhand zahlreicher Fotografien sowie der dem Beruf zugehörigen Werkzeuge und Geräte beschrieben werden. Vorgestellt werden sie in dem riesigen „Saal der Gehängten“ (Umkleide). Als grundlegende Berufe werden der Sprengmeister, der Markscheider, der Grubenretter, der Lokführer und der Gesteinshauer beschrieben. Weitere derzeit im Museum vorgestellte Berufe sind der Grubenwachmann, Schachtreparaturhauer, Fördermaschinist, Aufbereiter, Kohlenwäscher und Grubenwartenmitarbeiter.

Ausstellungsbereich 3

Die Sozialpolitik der Bergbauunternehmen Der Ausstellungsbereich zu diesem Thema befindet sich in den Waschkauen der Bergleute. Hier werden die Strukturen und Vergünstigungen dargestellt, welche die Bergbauunternehmen ihren Mitarbeitern 150 Jahre lang gewährt haben, um ideale Arbeitsbedingungen für eine effiziente und reibungslose Produktion zu schaffen.

Die Ausbildung der jungen Männer in den Lehrlingszentren und der jungen Frauen in den Haushaltsschulen wird anhand von Werkzeugen und Lehrmaterialien vorgestellt. Die Gesundheitsversorgung der Bergleute und ihrer Familien in Krankenhäusern, „Gouttes de lait“ (Beratungszentren für Säuglingspflege) und Gesundheits- und Sozialzentren lässt sich anhand der dort verwendeten Geräte sowie von Fotografien und Archivfilmen verfolgen. Diese informieren außerdem über Urlaub, Ferienkolonien und Unterhaltungsangebote in den Städten. Darüber hinaus behandelt der Themenbereich den „Statut du mineur“ (Bergmannsstatut) aus dem Jahre 1946, der eine Anerkennung der Gefahren des Berufs und eine entsprechende Kompensierung durch Vergünstigungen verfügte.

Als krönender Abschluss thront eine Statue der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, am Ausgang der Kauen, umgeben von Fotografien und Auszeichnungen, die anlässlich der Feiern zum Jahrestag der Heiligen Barbara am 4. Dezember verliehen wurden.

Führungen

Je nach Besucherzahl und Uhrzeit werden folgende Führungen angeboten: • Besuch des Musée Les Mineurs Wendel für Einzelpersonen oder Gruppen (Dauer: 90 Minuten)

  • Führung durch La Mine Wendel. Die Startzeiten der Führung für Einzelpersonen werden beim Erwerb der Eintrittskarten bekannt gegeben (Dauer: 2 Stunden).
  • Besuch des Musée Les Mineurs Wendel und der Mine Wendel für Einzelpersonen und Gruppen.
  • Das Grubengelände mit den Schautafeln im Außenbereich ist allen Besuchern kostenlos zugänglich (ebenso wie der Eingangsbereich des Musée Les Mineurs Wendel, wo Kohle als Sedimentgestein und Industrieprodukt detailliert dargestellt wird).
  • Gespräche mit Zeitzeugen können vorab angemeldet werden, um so den Museumsbesuch um eine persönliche Unterhaltung mit einem ehemaligen Bergmann zu erweitern.
  • Führungen für Schulklassen werden für unterschiedliche Klassenstufen und Themenbereiche angeboten (ausführliche Unterlagen auf Anfrage).


Kontakt

Musée Les Mineurs Wendel
F-57540 Petite-Rosselle
Tel.: 0033(0)3.87.87.08.54
Fax: 0033(0)3.87.85.16.24
contact@musee-les-mineurs.fr

Anfahrt

  • Autobahn A6/A320 Richtung Paris/Metz
  • Ausfahrt 42 Forbach/Petite-Rosselle

 

  • Autobahn A620 Richtung Saarlouis
  • Ausfahrt 8 Geislautern,
  • fahren Sie auf der L165 Richtung Großrosseln